Was ist Markttechnik?

Was ist Markttechnik?

Markttechnik ist eine Form der technischen Analyse. Sie stellt die Basis der Chartanalyse dar und kann komplett ohne die bekannten Chartformationen angewendet werden. Sie basiert auf dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage und dem Verhalten der Martteilnehmer.

Markttechnik begründet sich auf der alten Dow Theorie, welche von Charles Henry Dow Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt wurde. Aber nicht nur für die Markttechnik ist diese Theorie ein wichtiges Basisinstrument. Auch andere technische Analyseverfahren bedienen sich an dessen Lehren.

Warum funktioniert Markttechnik?

Der Börenhandel ist immer eine zukunftsbetrachtung. Das heißt, dass die Marktteilnehmer versuchen die Zukunft zu antizipieren. Die Markttechnik gibt dabei ein einzigartiges Instrument, um das Verhalten der Marktteilnehmer in der nahen Zukunft zu erklären. Das sieht man vor allem, wenn man diese Analysemethode mit den anderen Methoden vergleicht.

Markttechnik versus Fundamentalanalyse

Wenn man andere Analysemethoden, wie beispielsweise die Fundamentalanalyse oder die Chartanalyse betrachtet sind das vergangenheitsorientierte Betrachtungen. Was nützt uns beispielsweise die Information, dass bei den Earnings einer Firma erstklassige Zahlen heraus kommen, wenn die Zukunftsperspektiven der Firma schlecht sind. Dann würden die Kurse der Firma trotzdem Fallen. Natürlich macht es Sinn eine Firma fundamental zu analysieren, da es wichtig ist, wie stabil eine Firma ist. Beispielsweise ist der Verschuldungsgrad einer Firma wichtig. Wenn dieser zu hoch ist, müssen unheimlich viele Mittel für den Schuldendienst aufgewendet werden. Das macht eine Firma gerade in Zinserhöhungsphasen anfällig. In Phasen des billigen Geldes können Firmen wiederum schneller wachsen. Ein anderes Beispiel ist die Fähigkeit aus eigenen Mitteln zu wachsen. Einige Firmen haben ständig Eigenkapitalerhöhungen. Das ist ein Indiz dafür, dass sie nicht fähig sind aus eigenen Mitteln zu wachsen. Das heißt, dass die Ertragslage zu schlecht eingeschätzt wird. Aber all diese Informationen sind sowieso in den Kursen enthalten. Das heißt auch hierfür kann man keine Zukuftsprognose machen. Das ist auch der Grund, warum viel Analysten sehr oft daneben liegen. Fundamentalanalyse kann also eigentlich nur eine Einschätzung über die Substanz eines Unternehmens und dessen Risikoanfälligkeit für bestimmte Marktereignisse ergeben.

Ein anderes Beispiel für die Fehleranfälligkeit von der Fundamentalanalyse ist die Nvidia Aktie, welche fundamental betrachtet total überbewertet ist. Trotz dieser Überbewertung steigt und steigt die Aktie. Das heißt, dass die Marktteilnehmer das Potential in der Zukunft anders einschätzen als es durch die Zahlen erklärbar wäre. Diese Fehlbewertung kommt häufig am Markt vor und teilweise bereinigen sich die Kurse erst nach mehreren Jahren. Für das Trading, also die kurzfristige und mittelfristige Betrachtung, können wir keine Rückschlüsse ziehen. Für langfristige Investoren ist es aber ein sehr gutes Mittel, um Überrenditen am Markt zu erzielen.

Markttechnik versus Charttechnik

Die Charttechnik ist eine Variante der technischen Analyse, die sich auf die Interpretation von Charts oder Diagrammen konzentriert.

Die Grundlage der Charttechnik ist der Kurschart, der die Preisentwicklung eines Finanzinstruments über einen bestimmten Zeitraum zeigt. Es gibt verschiedene Darstellungsformen bei den Charts, welche für verschiedene Varianten der Charttechnik Verwendung finden. Eine besonders häufig verwendete Variante ist der Candlestick Chart. Hier kann man den Eröffnungs-, Schluss-, Hoch- und Tiefkurs für die einzelnen Zeiteinheiten erkennen. Typische Chartmuster sind beispielsweise Kopf-Schulter-Formationen, Dreiecke, Fahnen und Wimpel. Aber auch Unterstützungs- und Widerstandslinien, Trendlinien und Trendkanäle sind Instrumente an denen die Charttechniker die zukünftige Kursentwicklung erkennen wollen.

Die Markttechnik gehört zu den technischen Analysemethoden und ist die Basis von der Charttechnik. In der Charttechnik arbeitet man mit Kursmustern und Indikatoren und versucht auf Basis der vergangenen Kurse die zukünftigen Entwicklungen vorher zu sagen. Dabei geht man davon aus, dass vergangene Kursbewegungen oder Kursmuster sich in der Zukunft wiederholen. Bei der Markttechnik versucht man sich dagegen in die einzelnen Marktteilnehmer hinein zu versetzen, um die zukünftigen Kurse zu prognostizieren. Es werden also keinerlei Chartmuster oder Indikatoren verwendet. Die Handelsentscheidungen werden anhand des nackten Charts getroffen. Die Chartmuster aus der Charttechnik können aber gut durch die Markttechnik erklärt werden. Beispielsweise ist eine Kopf-Schulter-Formation in der Markttechnik nichts anderes wie eine Trendwende.

Markttechniker untersuchen einen Chart immer mit zwei Fragestellungen:

Wo entsteht Bewegung?
Wer kauft nach mir?

Hierfür gibt es markante Stellen im Chart, wo Marktteilnehmer in der Regel zu bestimmten Aktionen gezwungen werden. Ein gutes Beispiel für einen Handlungszwang ist der Stop. Jeder Marktteilnehmer hat aus Risiko-Management-Gründen irgendwo seinen Initial-Stop liegen. Dieser Stop liegt normalerweise an irgendwelchen Hoch- oder Tiefpunkten. Wenn der Stopkurs erreicht wird, wird die Order zur Market-Order, so dass sie auf jeden Fall ausgeführt wird. Dies wiederum führt teilweise zu heftigen Bewegungen an den Märkten. In diesem Zusammenhang ist es ganz hilfreich zu wissen, wie Kurse an der Börse entstehen. Dadurch erklärt sich dann auch die Bewegung. Hier erfahren, wie Börsenkurse entstehen.

Trading mit Markttechnik

Beim Trading nach Markttechnik geht es nicht darum, immer Recht zu haben. Grundsätzlich hat immer nur der Markt recht und man kann maximal mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Aussagen über die zukünftige Marktentwicklung treffen. Das ist bei allen anderen Analysemethoden genau so. Es geht also darum einen beständigen Handelsstil zu entwickeln, welcher duplizierbare Gewinne produziert. Diese Aussage impliziert, dass es also fachlich korrekte Trades gibt, welche trotzdem im Verlust landen. Dieses nennt man fachlich korrekte Minustrades. Es gibt demnach 4 Arten von Trades.

– fachlich korrekter Plus-Trade
– fachlich korrekter Minus-Trade
– fachlich nicht korrekter Plus-Trade
– fachlich nicht korrekter Minus-Trade

Wie funktioniert Markttechnik?

Das Trading nach Markttechnik ist ein Trendfolgeansatz. Dementsprechend ist der Trend das wichtigste Werkzeug eines Markttechnikers. Wann ein Trend ein Trend ist, wann dieser gebrochen wird und wie dieser entsteht, haben wir in einem extra Kapitel erläutert, da dies sehr umfangreich ist. Hierzu gibt es auch ein Video auf der Unterseite „Trends und Trendgrößen„.
Ein Trader muss versuchen sich in die anderen Marktteilnehmer hinein zu versetzen, da man nur Gewinne realisieren kann, wenn man andere Martteilnehmer hat, welche anschließend in die gleiche Richtung einsteigen. Wenn ich also eine Long-Position aufbauen möchte, muss ich mich als Trader fragen: Wer kauft nach mir?
Bei einer Short-Position muss ich mich fragen: Wer verkauft nach mir?
Dementsprechend ist es wichtig, zu wissen, wo ich mich befinde. Befinde ich mich in einem Aufwärtstrend oder in einem Abwärtstrend. Sehe ich gerade die Bewegung oder die Korrektur.

Um diese ganzen Fragen zu klären, werden in der Markttechnik die Trends durch die sogenannte Punktzählung beschrieben.

Markttechnik Punktzaehlung Trading

Punkt 1 ist am Beginn der ersten Bewegung und stellt den ersten Tiefpunkt dar.
Punkt 2 ist am Ende der ersten Bewegung und stellt den ersten Hochpunkt dar.
Punkt 3 ist am Ende der ersten Korrektur und stellt den zweiten Tiefpunkt dar, welcher aber höher als der Erste sein muss.
… Anschließend beginnt die Zählung dann wieder bei Punkt 2, den nächsten Hochpunkt, welcher höher ist als der alte Punkt 2.

Beim ersten Hochkaufen über den Punkt 2 entsteht der Trend. In diesem Fall der Aufwärtstrend. Der Trend besteht so lange fort, solange der letzte Punkt 3 nicht unterschritten wird.

Erfolgreich nach Markttechnik traden

Markttechniker kombinieren meistens zwei Trendgrößen. Die übergeordnete Trendgröße (Großwetterlage) gibt die Richtung vor und die untergeordnete Trendgröße (Signallage) den Einstiegszeitpunkt.

GWL (Großwetterlage)

Die Großwetterlage wird auch „Wo“ genannt, da hier die Verortung stattfindet. Hier wird die Frage geklärt, wo ich mich befinde. In der Bewegung oder in der Korrektur. Als Trendfolger versucht man immer in der Korrektur in den Markt hinein zu kommen, um ein möglichst großes Chancen-Risiko-Verhältnis zu bekommen. Aus dem Grund wartet man im „Wo“ immer die Korrektur ab. Chartverläufe, welche im „Wo“ zu weit in der Bewegung sind werden direkt aussortiert. Auf die persönliche Watchlist schaffen es nur Werte, welche sich in der Korrektur befinden.

SL (Signallage)

Die Signallage wird auch „Wie“ genannt, da es hier darum geht, wie ich in den übergeordneten Trend am besten hinein komme. Innerhalb einer Korrektur gibt es in der Signallage Anzeichen, wenn sich der übergeordnete Trend fortsetzt. Dies kann beispielsweise ein untergeordnetes 1-2-3 sein oder beispielsweise ein Umkehrstab.

Ein gutes Beispiel für die Kombination von GWL und SL findest Du im folgenden Chatbild.

GWL (Großwetterlage) SL (Signallage) nach Markttechnik Trading

Trading-Setups (Einstiege) nach Markttechnik

Eine ausführliche Beschreibung der Trading-Setups inklusive Beispiele mit Chart gibt es auf der Unterseite „Setups

Punkt 2 Handel

Beim P2-Handel versucht man darauf zu warten, dass in der Signallage ein Trend entsteht, welcher den übergeordneten Trend (GWL) bestätigt.

Einstieg in der Korrektur

Beim Einstieg aus der Korrektur heraus wartet der Trader bis in der Signallage ein Trend entstanden ist, welcher den übergeordneten Trend bestätigt. Anschließend wartet er bis der entstandene Trend in der Signallage wieder korrigiert.

unscharf

Der unscharfe Einstieg wird so genannt, da man hier nicht auf ein Signal in der Signallage wartet. Man steigt also pauschal in der GWL ein, wenn die Korrektur nahezu 100% ist.

Zu den Setups haben wir ein extra Kapitel geschrieben, da dieser Thema sehr komplex ist.

Stops

Jeder professionell handelnde Trader hat einen Verlustbegrenzungsstop schon bei Eröffnung der Position im Markt liegen, da damit das eingegangene Risiko kalkulierbar ist. Trader, welche keinen Stop verwenden, werden langfristig keine Gewinne produzieren. Neben dem Initialstop gibt es aber noch viele andre Stoparten und Stopstrategien (siehe auch Stopsetzung beim Trading), welche man beim Trading benötigt. Deshalb haben wir hier ein ausführliches Kapitel geschrieben.